Sonntag, 17. Juni 2012

Drei Völker


Es gibt drei Völker, die oft und gerne verwechselt werden: die Hunnen, die Hünen und die Dünen. Das mag daran liegen, dass sie aus dem Dunkel der Vor- und Frühgeschichte stammen, dass die Nachrichten über sie nur spärlich und sie alle drei leider ausgestorben sind.

Die Hünen waren ein Zwergvolk, das in Gräbern wohnte. Sie besiedelten weite Flächen des heutigen Deutschland und Belgien und ernährten sich redlich. Ihren Machtbereich kennzeichneten sie durch Tafeln mit Schriftzügen, die ihre heiligen Verbote verkündeten; mit ihren lauten Gesängen flößten sie den Nachbarvölkern Furcht und Schrecken ein. Ihre Gesetze waren streng und wurden ausnahmslos befolgt – eines von ihnen bestimmte, dass alle Gesunden und Kinder ins Moor geworfen wurden, was letztlich zum Aussterben des ganzen Stammes führte. Ihren Helden setzten sie in eigens dafür eingerichteten Hainen vor ihren Behausungen lebensgroße Statuen als Monumente; diese sind noch heute zahlreich zu finden.

Die Dünen waren friedliche Amazonen, die an der gesamten europäischen Atlantik-, Nord- und Ostseeküste nomadisierten. Nach ihrer Mythologie hatten sie in grauer Vorzeit in ihrer Urheimat ein glückliches Leben als Bäuerinnen geführt, bis eines Morgens alle ihre Männer spurlos verschwanden. Ihrem Glauben nach würden sie an dem Tage dorthin zurückkehren und sesshaft werden, wenn die Entlaufenen wieder gefunden wären. Die Dünen gaben sich lange und wohlklingende Namen, je länger und wohlklingender, desto höher war das Ansehen der so Benannten im eigenen Volk, überliefert ist der Name der Fürstin Sabineleutheusserschnarrenberger. Zum Zwecke der Fortpflanzung zogen sie in den Sommermonaten gruppenweise in südliche Gegenden, meist an die Mittelmeerküste, wo sie sich begatten ließen; vermutlich ist der legendäre Raub der Sabinerinnen (lat. sabina aus septem dinae, ›sieben Dünen‹) auf eine reale Begebenheit in diesem Zusammenhang zurückzuführen.

Ausschließlich ein Produkt der Phantasie sind dagegen die Hunnen. Diese furchterregenden Horden, die ihre Pferde unterm Reiten aufaßen, hat es nie gegeben. Der sagenhafte Attila war in Wirklichkeit ein Weinhändler aus dem Badischen namens Johann Friedrich Etzl (1756–1832), in dessen Keller sich gebildete Bürger, Adlige und Studenten zu ausgedehnten Weinproben trafen und in feucht-fröhlicher Runde die meisten Hunnengeschichten erdachten. Die nachträgliche Fälschung des Nibelungenlieds ist allerdings das Werk von Johann Heinrich Voß, der Etzl während eines Aufenthalts in Karlsruhe kennengelernt hatte. Historisch dagegen sind die Katalaunischen Felder, deren berühmtestes, das Camp Nou, sich in Barcelona befindet.

Soviel zu Hünen, Dünen und Hunnen. Ganz anders verhält es sich mit den Dunnen, aber das ist wirklich ein anderes Kapitel.

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