Es gibt drei Völker, die oft und gerne verwechselt werden:
die Hunnen, die Hünen und die Dünen. Das mag daran liegen, dass sie aus dem
Dunkel der Vor- und Frühgeschichte stammen, dass die Nachrichten über sie nur
spärlich und sie alle drei leider ausgestorben sind.
Die Hünen waren ein Zwergvolk, das in Gräbern wohnte. Sie
besiedelten weite Flächen des heutigen Deutschland und Belgien und ernährten
sich redlich. Ihren Machtbereich kennzeichneten sie durch Tafeln mit
Schriftzügen, die ihre heiligen Verbote verkündeten; mit ihren lauten Gesängen
flößten sie den Nachbarvölkern Furcht und Schrecken ein. Ihre Gesetze waren
streng und wurden ausnahmslos befolgt – eines von ihnen bestimmte, dass alle
Gesunden und Kinder ins Moor geworfen wurden, was letztlich zum Aussterben des
ganzen Stammes führte. Ihren Helden setzten sie in eigens dafür eingerichteten
Hainen vor ihren Behausungen lebensgroße Statuen als Monumente; diese sind noch
heute zahlreich zu finden.
Die Dünen waren friedliche Amazonen, die an der gesamten
europäischen Atlantik-, Nord- und Ostseeküste nomadisierten. Nach ihrer
Mythologie hatten sie in grauer Vorzeit in ihrer Urheimat ein glückliches Leben
als Bäuerinnen geführt, bis eines Morgens alle ihre Männer spurlos
verschwanden. Ihrem Glauben nach würden sie an dem Tage dorthin zurückkehren
und sesshaft werden, wenn die Entlaufenen wieder gefunden wären. Die Dünen
gaben sich lange und wohlklingende Namen, je länger und wohlklingender, desto
höher war das Ansehen der so Benannten im eigenen Volk, überliefert ist der
Name der Fürstin Sabineleutheusserschnarrenberger. Zum Zwecke der Fortpflanzung
zogen sie in den Sommermonaten gruppenweise in südliche Gegenden, meist an die
Mittelmeerküste, wo sie sich begatten ließen; vermutlich ist der legendäre Raub
der Sabinerinnen (lat. sabina aus septem dinae, ›sieben Dünen‹) auf eine
reale Begebenheit in diesem Zusammenhang zurückzuführen.
Ausschließlich ein Produkt der Phantasie sind dagegen die
Hunnen. Diese furchterregenden Horden, die ihre Pferde unterm Reiten aufaßen,
hat es nie gegeben. Der sagenhafte Attila war in Wirklichkeit ein Weinhändler
aus dem Badischen namens Johann Friedrich Etzl (1756–1832), in dessen Keller
sich gebildete Bürger, Adlige und Studenten zu ausgedehnten Weinproben trafen
und in feucht-fröhlicher Runde die meisten Hunnengeschichten erdachten. Die
nachträgliche Fälschung des Nibelungenlieds ist allerdings das Werk von Johann
Heinrich Voß, der Etzl während eines Aufenthalts in Karlsruhe kennengelernt
hatte. Historisch dagegen sind die Katalaunischen Felder, deren berühmtestes,
das Camp Nou, sich in Barcelona befindet.
Soviel zu Hünen, Dünen und Hunnen. Ganz anders verhält es
sich mit den Dunnen, aber das ist wirklich ein anderes Kapitel.